Das war die bequemste Kirchenbank, auf der ich je saß..

Die Jugendlichen des Kirchenbezirkes Emden feiern Auto-Gottesdienst

Am Sonntag, 28. Juni 2020 fand der Jugendgottesdienst in einer völlig neuen Form statt. Angelehnt am Corona bedingten Hype der Auto-Kinos organisierten die Jugendbetreuer/innen einen Auto-Gottesdienst. Dieser fand auf dem Kirchenparkplatz unserer Kirche in Neuschoo statt.

Gegen 15:30 Uhr füllte sich allmählich der Kirchenparkplatz. Dort wurden die Gottesdienstteilnehmer durch einen jugendlichen Diakon entsprechend eingewiesen, sodass alle eine möglichst gute Sicht auf den eigens aufgebauten Altar am Kopfende des Kirchenparkplatzes haben konnten. Anders als sonst beschränkte sich die Begrüßung auf freudiges Zuwinken und Unterhaltungen durch die geöffneten Autofenster.

Um 16 Uhr begann dann der Auto-Gottesdienst. Dienstleiter war unser Bischof Thorsten Beutz und legte dem Gottesdienst das Bibelwort aus Johannes 6, 28.29 zugrunde: „Da fragten sie ihn: Was sollen wir tun, dass wir Gottes Werke wirken? Jesus antwortete und sprach zu ihnen: Das ist Gottes Werk, dass ihr an den glaubt, den er gesandt hat.“

So einen Gottesdienst habe ich noch nie erlebt!

Der Bischof ging eingangs auf diese völlig neue Form des Gottesdienstes ein und berichtete, dass er schon die unterschiedlichsten Gottesdienste gehalten und erlebt habe. Diese Art sei aber eine ganz neue Erfahrung. Damit leitete er direkt über in den geschichtlichen Hintergrund des Bibelwortes. Daraus geht hervor, dass Jesus uns Menschen nicht einfach nur in unseren irdischen Dingen helfen will, sondern das ewige Leben und die Gemeinschaft mit Gott der Fokus ist.

Die zentrale Frage lautet, wie steht es um unsere Werte? Man beobachtet, dass sich diese bei vielen Menschen im Laufe der Zeit verschieben und später ganz andere Schwerpunkte gesetzt werden. Wir sollen darauf achten, dass uns der Wert des Evangeliums, der Nähe zu Gott oder auch die Gemeinschaft untereinander nicht verfällt, so der Bischof.

Wir stehen mitten im Leben!

Wir sind deshalb ja nicht weltfremd oder müssten uns vom Leben abschotten. Der Bischof führte aus, dass man auch in heutiger Zeit als aufrichtiger und freudiger Christ mitten im Leben stehen und ein vollkommener Bestandteil der Gesellschaft sein könne. Es komme auf die innere Haltung an.

Bei flüchtiger Betrachtung seines Lebens komme man schnell zum Schluss, man tue doch alles richtig, sei ein guter Christ und begehe keine Sünde. Aber oftmals sind es die Kleinigkeiten. Wie steht es beispielsweise mit dem Gebot „Du sollst kein falsch Zeugnis reden“ oder „Du sollst den Feiertag heiligen“?

Gib dich nicht mit einer ‚Brot und Butterantwort‘ zufrieden!

Der Bischof betonte, dass es manches Mal etwas schwierig sein könne sein Christsein mit Leben zu füllen. Wie wende ich meinen Glauben an? Wie bin ich heute Christ? Reicht es, sich ein Kreuz um den Auto-Innenspiegel zu hängen? „Ihr seid diejenigen die dann Fragen stellen und nachhaken müssen. Gib dich dann nicht mit einer ‚Brot und Butterantwort‘ zufrieden!“ ermahnte der Bischof. Sondern wir sollen herausfinden und verstehen suchen, was Gott von uns erwartet und was es bedeutet heute Kirche zu gestalten. Dabei dürfen wir auch – im konstruktiven Sinn – unsere JugendbetreuerInnen, unseren Vorsteher, oder auch den Bischof und Apostel ‚auseinandernehmen‘.

Was ist dein Impuls, den du heute aus diesem Gottesdienst mitnimmst?

Der Bezirksjugendbetreuer (BJB), Diakon Danièl Beutz, unterstrich in seinem Mitdienen die Wichtigkeit des sich Gedanken-Machens über den Glauben und die Gestaltung der Kirche im heute. Er ermunterte die Jugendlichen Fragen zu stellen und auch mal der Kirche seine Stimme zu schenken. Wenn man den Eindruck habe, dass die Kirche doch gar nicht mehr aktuell sei und doch gar nicht mehr wisse, was Sache ist, dann solle man sich dadurch nicht einfach so von der Kirche oder gar von Gott abwenden. „Dann sag DU der Kirche (also den Amts- und Funktionsträgern) was denn heute Sache ist und habe den Mut, genau wie Jesus seiner Zeit mit den Gelehrten, zu diskutieren.“, so der BJB.  Ferner appellierte er an die Jugendbetreuer sich mit den Fragen der Jugendlichen ernsthaft und konstruktiv auseinander zu setzen.

Auch die Feier des Heiligen Abendmahls konnte durchgeführt werden. Hierbei gingen zwei Priester von Auto zu Auto und verteilten das Abendmahl unter Beachtung der aktuellen Hygienemaßnahmen. Musikalisch umrahmt wurde der Gottesdienst von einem E-Piano und einem Cello. Es gab ebenfalls einen Chorbeitrag, wobei sich die Sänger mit Mund-und-Nase-Schutzmaske neben ihre Autos stellten. Abschließend gaben die Gottesdienstteilnehmer mit kräftigem hupen ihrer Freude über diesen Auto-Gottesdienst Ausdruck.